„Mit Kuka erreichten die Diskussionen über die Übernahmeoffensive chinesischer Investoren in Deutschland ihren Höhepunkt. Der Vorstandsvorsitzende Till Reuter verlässt überraschend den Roboterbauer. Nach der Übernahme hat sich das Verhältnis zu den Investoren verschlechtert.“

So lautet die Nachricht im Handelsblatt. Doch was genau ist hier überraschend?!

Die Tatsache, dass die Chinesen ihre eigenen Interessen nach ihren eigenen Maßstäben vertreten, konnte doch nicht ernsthaft angezweifelt werden? Es ist keine Überraschung, wenn nach einer Firmenübernahme das alte Führungspersonal nur für die Übergangszeit benötigt wird. Sollen wir wirklich davon ausgehen, dass unsere Spitzen der Wirtschaft derart naiv vorgehen?

Der Abgang Reuters erinnert ein wenig an den Fall Grammer. Das Management des Autozulieferers hatte die Übernahme durch Ningbo Jifeng mit eingefädelt. Doch kaum hatten sich die Chinesen die Grammer-Mehrheit gesichert, machte sich dort die komplette Führung mit einer hohen Abfindung aus dem Staub. Zwar ist der Fall mit Reuter nur bedingt vergleichbar – Reuter hatte den Midea-Vorstoß früh begrüßt, blieb aber mehr als zwei Jahre im Amt und wäre grundsätzlich gern noch länger geblieben. Doch müssen sich die Arbeitnehmer in beiden Fällen darauf verlassen, dass die Job- und Standortgarantien auch ohne die Führung eingehalten werden, die sie ausgehandelt hatte. Bei Kuka sind es immerhin etwa 14.000 Mitarber!

Einmal mehr jedenfalls zeigt dieses Beispiel wie verantwortungslos mit den Trümpfen unserer Wirtschaft umgegangen wird. Der Robotik Konzern wurde wohl sicher nicht ohne Grund ausgewählt, sondern um sich Wissen und Forschung zu sichern. Mit den persönlichen Fehlentscheidungen, oder womöglich uns nicht bekannten anderen persönlichen Interessen, geht nun ein ganzer Konzern mit all seinem Vorsprung ins Ausland.

Vergeblich hatte die Bundesregierung versucht, eine Übernahme von Kuka durch die chinesische Firma abzuwehren und hatte dafür geworben, dass sich deutsche Unternehmen beteiligen. Die Robotik gilt als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts und man versuchte zu verhindern, dass zukunftsträchtige Technologie aus Deutschland nach China abwandert. Angesichts der Übernahme sprach sich EU-Kommissar Günther Oettinger für ein europäisches Außenwirtschaftsgesetz aus und schlug vor für „strategisch wichtige Wirtschaftsbereiche“ zu prüfen, was national oder auf europäischer Ebene getan werden könne, um Wertschöpfung und Forschung auch künftig in Europa zu halten.

Ich bin weiß Gott kein Fan von staatlicher Regulierung der Wirtschaft. Doch so wie wir heute aufgestellt sind, scheint eine Einmischung unumgänglich, sofern wir auch morgen noch unsere Standards erhalten möchten.

Mission Verantwortung gilt vor allem auch der Wirtschaft.