Der Berliner Senat macht in Sachen Wohnungsmarkt so ziemlich alles falsch, was man nur falsch machen kann.

Die Reaktionen auf die glorreiche Idee des Mietendeckels sind erst am Anfang und die schlimmen Folgen stehen noch bevor und schon kommt eine neue sagenhafte Idee zum Vorschein, diesmal ungefragt und scheinbar nicht einmal vorbesprochen, von keiner geringeren als der als „Bauverhinderungssenatorin“ geltenden Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher. Zur Erinnerung: Zuletzt erregte Sie mit ihrem Auftritt bei der Demonstration #Mietenwahnsinn Aufsehen, da Lompscher als Mitglied der Berliner Landesregierung gegen wohnungswirtschaftliche Verhältnisse protestierte, für die sie und ihre Partei selber langjährig verantwortlich waren und sind. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller distanzierte sich nun bereits von der Idee, was der Außenwirkung nur noch wenig hilfreich sein dürfte. Denn die Profilneurose einiger Politiker und die dazugehörige Polemik haben eines erreicht:

Berlin hat innerhalb von wenigen Wochen das Vertrauen der in- und ausländischen Investoren, mit seinen den Betroffenen ohnehin wenig hilfreichen Plänen, verspielt.

Angriff ist die beste Verteidigung, so müssen die Verantwortlichen wohl gedacht haben und machen nun seit Monaten diejenigen schlecht, die eigentlich ihren Job gemacht haben. Die Wohnungsbauunternehmen aller Art, die Eigentümer und Investoren unterschiedlichster Sorte sind plötzlich die bösen Buben und nimmersatten Kapitalisten. Sie sind schuld an der Wohnungsnot, den überhöhten Mieten und überhaupt. Ganz vergessen scheint der einzelne allerdings nicht, dass jahrzehntelang politischerseits ein Hilferuf genau an diese Gruppe erfolgte, denn der Staat hatte sich nicht nur aus dem Wohnungsbau zurückgezogen, sondern auch noch seine eigenen Bestände versilbert.

Nun stellt heute die Berliner Morgenpost fest, dass Wohnungsunternehmen „ganz überraschend“ die Investitionen in Berlin stoppen, offenbar folgend auf die Debatte um einen Mietendeckel. Statt in den Wohnungsbau zu investieren, verlagern sie schon jetzt ihre Bauaktivitäten nach Brandenburg. In Berlin stellen nach Angaben eines Branchenverbandes viele Immobilienunternehmen geplante Investitionen in Frage. Der Verband BFW Berlin-Brandenburg, der vor allem mittelständische Firmen vertritt, verwies am Montag auf eine Umfrage unter seinen Mitgliedern.

Fast drei Viertel (72 Prozent) der gut 60 beteiligten Unternehmen stoppten demnach geplante Investitionen. 59 Prozent legten Modernisierungen, 61 Prozent Sanierungen an Wohngebäuden auf Eis. Ein Drittel plane bereits getätigte Investitionen um und baue nun zum Beispiel Eigentums- statt Mietwohnungen!

Statt in Berlin in den Wohnungsneubau zu investieren, verlagern laut Umfrage schon jetzt 41 Prozent der befragten Unternehmen ihre Bauaktivitäten ins Nachbarland Brandenburg. Jedes dritte Unternehmen will demnach sein Geld nicht mehr in der Region, sondern lieber in anderen Bundesländern ausgeben (34 Prozent). Drei Viertel der Unternehmen berichteten in der Umfrage, dass sie negative Signale und Reaktionen von ihren Investoren sowie Projektpartnern erhalten hätten, von denen viele ihr Geld aus Berlin abzögen.

Die Ergebnisse sind noch keine Reaktion auf die seit Sonntag diskutierte konkrete Idee für eine Obergrenze für Mieten, denn die Umfrage fand in den ersten beiden Augustwochen statt. Es bleibt also zu befürchten, dass die Prozentzahlen sich weiter negativ entwickeln. Wenn aber keiner Wohnungen baut, renoviert und saniert, woher kommen dann die Angebote?!

Wie immer bleibt die Frage nach der eigentlichen Problemlösung offen: Wo und wie soll eine Entspannung des Wohnungsmarkts eintreten, wenn das Angebot immer kleiner statt größer wird?