Klartext von Kiesewetter – Schweigegeld

Die Verantwortung der Woche: Die 4. Welle in Deutschland

Liebes Deutschland,

die Regierenden versagen und wir schauen zu!

Auch wenn die Politik gerade aus dem Corona-Dauerschlaf erwacht zu sein scheint, so ist noch kein Ende dieses jämmerlichen Zustands in Sicht.

Mit der 4. Welle erleben wir eine neue Dimension im Kampf um das Virus. Eine Dimension, in der es um Leben und Tod geht, in vielerlei Hinsicht.

Es geht um die gesundheitliche Beeinträchtigung von 65.000 neuinfizierten Menschen täglich, zum Teil dauerhaft, denn jeder von uns kennt mittlerweile jemand persönlich, der lange und schwer an Covid erkrankte.

Es geht um dreihundert Tote – pro Tag – Tendenz deutlich steigend, und tausende leidende Angehörige.

Es geht um unser Gesundheitssystem, das nun die Versorgung abertausender anderer Krankheiten und Unfälle nicht mehr sicherstellt und deren medizinisches Personal wir systematisch kaputt machen.

Es geht um unsere Wirtschaft, der wir wieder einen riesigen Schaden zufügen. Nicht nur um

Gastronomen, Hoteliers, Künstler und Einzelhändler, sondern um über 3 Millionen Unternehmer des Mittelstands, ihre Angestellten und deren Familien.

Gäbe es einen Terroranschlag dieser Dimension, die Nachrichten wären voll von Kriegserklärungen gegen den Angreifer und ein gemeinschaftlicher Geist würde sich breit machen. Wir aber bleiben weiter uneinheitlich, mit einer Führung fernab jeglichen Gerechtwerdens ihrer Verantwortung, entfernen wir uns weiter vom ersehnten Erfolg.

Die Verunsicherung der Bevölkerung ist hausgemacht und das ausgerechnet ein Fußballer zum Sprachrohr der Impfgegner gemacht wird, bezeichnend. Eine Frau Wagenknecht nutzt ihre Provokation, um wieder etwas Rampenlicht zu erlangen und die Darumsitzenden sind vor lauter Staunen nicht in der Lage ihren billigen Taschenspielertrick zu entlarven. Wir feiern dicht an dicht und ausgelassen den Karneval, und sorgen uns am nächsten Tag um die Masken der Grundschulkinder und verderben ihnen den Laternenumzug.

Da zeigt uns Herr Lauterbach in den TV Shows, wie schnell der Wind sich dreht, wenn es ums Regieren geht und Klarheit plötzlich politischem Kalkül weichen muss. Von unserem Kanzler in Spe ist nichts zu sehen, der versteckt sich lieber hinter der Noch-Geschäftsführenden, die gerade scheinbar die Einzige ist, die sich noch an ihre Aufgabe erinnert. Von den künftigen Koalitionspartnern ist überhaupt nichts zu vernehmen und der Noch-Regierende von Berlin verweist auf die Verdienste der Politik – lässt aber zu gleicher Zeit ein Fußballspiel, im mit 22.000 Menschen rappelvollen und ausverkauften Stadion, anpfeifen. Eine Farce, in der vorne und hinten nichts zusammenpasst. Kein Wunder, dass die Menschen verunsichert sind.

Genau dieser Michael Müller ist es auch, der die miserable Kommunikationsleistung der Regierung nocheinmal deutlich macht: Er richtet einen Apell an die Ungeimpften, als Egoisten und Gleichgültige. Eine Strategie, die seit mehr als einem Jahr erfolglos ist. Sie nun dramatischer zu gestalten oder öfter zu wiederholen, macht sie nicht besser. Auch wenn sie ein bisschen ablenken mag, vom politischen Versagen. Aber wir sind weder unaufmerksam noch vergesslich: Wir wissen, dass man sich offenbar im ausgehenden Sommer noch sicher gewähnt hat: Die Impfzentren wurden geschlossen, die Tests kostenpflichtig, von Boostern keine Spur und ein Fahrplan nicht erkennbar.

Wir brauchen ein konstruktives Miteinander, wenn wir ein langes Trauma noch abwenden wollen. Wir brauchen die Gemeinschaft, und diese Gemeinschaft braucht eine starke Führung, der sie vertrauen kann. Eine Führung, die jeden einzelnen mitnimmt und nicht anklagt. Denn Druck erzeugt nur Gegendruck, damit kommen wir nicht weiter. Wir brauchen eine Führung, die sich unser Vertrauen wieder verdient.

Starke Führung braucht Klarheit und Entscheidungskraft, insofern ist das Bund-Länder-Treffen ein Anfang. Aber es ist nicht stark genug, wissen wir doch bereits jetzt um das Nichtausreichen der Maßnahmen und den ziemlich sicher notwendigen Weihnachtslockdown. Insofern wird schon wieder Vertrauen verspielt. Hier 2G, da 3G, dort noch ein Plus und keiner weiß, wie es morgen oder beim Nachbarn ist. Die Politik macht einfach so weiter: Sie schiebt die Dinge hinaus und widmet sich dem Stückwerk. Keiner traut sich mal etwas anzusagen und für die Umsetzung einzustehen – es könnte ja falsch sein oder jemandem wehtun.

Wir Unternehmer kennen diese Feigheit nicht, wir mussten lernen auch unangenehme Maßnahmen zu ergreifen, um Krisen zu überstehen und erfolgreich zu sein. Manchmal muss man nicht einmal viel darüber reden – das bringt ohnehin nichts. Machen macht’s  – ist deshalb unser Motto, von dem Sie sich mal eine Scheibe abschneiden sollten.

Aber es trifft auch jeden einzelnen von uns Bürgern, ob Unternehmer, Angestellter oder Hausmann. Wir haben die Verantwortung, für unser Land und die vielen Menschenleben. Verantwortung bringt Möglichkeiten und Freiheit, aber eben auch Pflichten! Wir haben die Pflicht uns zu schützen und all die anderen – so gut wie möglich. Wir haben auch die Pflicht uns umfassend zu informieren und nicht nur den Quellen zu folgen, die uns bequeme Erklärungen und Feindbilder liefern. Wir haben die Pflicht unseren Verstand zu gebrauchen und entsprechend zu handeln. Wir sind keine Opfer von „denen da oben“, sondern selbst verantwortlich.

Mein Aufruf gilt aber vor allem den Führenden – den Regierenden und auch der Opposition – ihre Verantwortung nun nicht nur ernst zu nehmen, sondern ihr auch gerecht zu werden. Sie müssen endlich wirklich führen!

Anstelle eines neuerlichen Flickwerks braucht es eine sichere Strategie:

  1. Machen Sie einen zweiwöchigen echten Lockdown – für alle – damit keine Diskussionen aufkommen und die Negativspirale erstmal sicher unterbrochen wird. Die Kliniken müssen wenigstens Licht am Ende des Tunnels ahnen können.
  2. Zeitgleich muss die Auffrischungskampagne mit Hochdruck laufen. Die Booster-Impfungen müssen so schnell wie möglich für alle durchgeführt werden, bei denen 4-6 Monate vergangen sind.
  3. Ein Verfall des Geimpften-Status nach 9 Monaten würde helfen, den Schutz der Betroffenen hoch und das Ansteckungsrisiko klein zu halten.
  4. Führen Sie eine Test- und Nachweispflicht bis zum 31.01.2022 ein – ob geimpft, genesen oder ungeimpft – für alle, die sich im öffentlichen Leben bewegen. Schaffen Sie Kontrollen und entsprechende Bußgelder. Es geht im ersten Schritt nicht um Leckerlies für die Geimpften, sondern um den Schutz vor einer schweren Krankheit.
  5. Wir brauchen Überzeugungsarbeit für die Impfung. Die schlechte Arbeit der Vergangenheit hat die Fronten nur verhärtet. Wer seine Meinung nun ändern soll, braucht neben triftigen Gründen auch eine Möglichkeit, sein Gesicht zu wahren. Dazu braucht es Kampagnen, die den Namen auch verdienen.
  6. Haben Sie einen vorbereiteten Notfallplan: Sollte der Erfolg ausbleiben, und die Parameter dafür sollte die Wissenschaft vorgeben, muss es eine allgemeine Impfpflicht geben.

Auch wenn Sie zu anderen Ergebnissen und vielleicht sogar zu noch besseren Lösungen kommen sollten, Sie müssen jetzt klare Entscheidungen treffen, wohlüberlegt und gut kommuniziert. Lange genug wurde nun rumgeeiert, und andere Länder zeigen uns, dass es geht und wie es geht.

Denn auch wenn es einige wenige immernoch nicht wahrhaben wollen: Wir stehen vor dem Kollaps!

Wenn wir Ärzten und Pflegekräften zumuten, entscheiden zu müssen, wen sie abweisen und nicht mehr behandeln, dann wird die beschlossene Sonderprämie nichts weiter sein als ein Schweigegeld!