Klartext von Kiesewetter

Die Verantwortung der Woche

 

Liebe UnternehmerInnen, liebe Führungskräfte und LeistungsträgerInnen,

„Ich muss raus. Ich muss auf den Menschen aufpassen. Es ist die höchste Verantwortung, die ich habe, auf meine Gesundheit zu achten.“

Mit diesen Worten schockte der Sportdirektor Max Eberl die Bundesliga. Doch es blieb nicht im Kreis des Fußballs, auch nicht beim Sport – das ganze Land schien geschockt und betroffen zugleich. Viele wissen erst jetzt, wer Eberl ist: langjähriger, leidenschaftlicher Manager bei Borussia Mönchengladbach. Eine riesige Welle der Empathie machte sich breit, weil viele den manchmal zu hohen Leistungsdruck nur allzu gut kennen. Bei ihm war er nun so groß, dass er nicht mehr konnte. Er konnte nicht mehr anders. Er musste das Handtuch werfen.

Jeder wusste, worum es geht, aber kein Wort von „Burnout“. Diesem Unwort, mit dem bis heute kein Leistungsmensch etwas zu tun haben will. Vielleicht ein weiterer Grund, warum er so viel Zuspruch bekam. Max Eberl zeigte sich verletzlich, von Tränen gerührt. Und da er ein durchaus sympathischer Mann ist, von dem wir bislang nie etwas Schlechtes gehört haben, tut er uns leid.

Doch wie nachhaltig ist der Zuspruch? Und inwieweit sind wir bereit, aus dem so mutigen Einblick in die Gefühlswelt eines erfolgreichen Sportchefs etwas für uns zu schließen? Über Veränderungen nachzudenken bzw. sie zuzulassen?

Wir alle wissen, wie schmal der Grat der Verantwortung ist. Die Verantwortung übernehmen für die Erfolge – die eigenen wie die für das Team, das Unternehmen, die Mannschaft. Für die Ergebnisse, Resultate, die eigenen Leidenschaften, Aufgaben und Leistungen auf der einen Seite. Und für das eigene Leben und damit auch für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden auf der anderen.

Leistungsdruck entsteht nicht zufällig. Am Anfang sich selbst für die Leistung entschieden, entwickelt der Druck sich allmählich. Probleme und Herausforderungen gehören zu jeder Erfolgsstory und so lernen wir schnell, uns nicht so anzustellen. Da müssen wir durch und eigentlich sind wir nur richtig gut, wenn wir auch die Krisenbewältigung schaffen. Danach stehen höhere Ziele an und so wird der Druck mit jedem Schritt größer. Wenn wir uns, wie Max Eberl, auch noch einer Sache gewidmet haben, die unsere große Leidenschaft ist, fällt uns schon wegen der großen Begeisterung lange nicht auf, dass wir unsere Ruhephasen und Entspannung vernachlässigen. Die Zeiten des Nichtwohlfühlens drücken wir weg, denn die Aufgaben sind wichtig und brauchen uns. Wir sind ja kein Weichei und ausruhen können wir uns auf dem Friedhof schließlich noch lange genug.

Auch die moderne Erfolgspsychologie will uns verraten, wie wir noch schneller lesen, unsere Zeit besser managen und effizienter arbeiten können. Mittlerweile gibt es neben dem Mythos, dass alle erfolgreichen Menschen auch sehr früh aufstehen müssten, auch noch den Trend des polyphasischen Schlafs, um die Zeiten der Ruhe zu verkürzen. Ein Wahnsinn, der scheinbar vor nichts Halt macht, wenn es denn Erfolg verspricht.

Wir müssen umdenken. In den Unternehmen und in unserer Gesellschaft. Da wir immer auf Erfolge aus sein werden, das liegt nun einmal im Menschen selbst verankert, sollten wir an die Nachhaltigkeit, die Beständigkeit der Erfolge denken. Wir sollten uns vor Augen halten, was dauerhaft großen Erfolg bringt und uns dahingehend optimieren. Unsere Lebenszeit bedenken und sehr genau darauf achten, wie viel Ruhe wir brauchen und wie viel leistungsfähiger wir nicht nur auf lange Sicht mit einem ausgeglichenen Leben sind.

Es ist wie beim Essen. Der kurzfristige Zucker bringt uns zwar schnelle Energie, lässt den Blutzucker aber sehr schnell wieder in den Keller rauschen. Er macht das Problem nur schlimmer, weil wir uns kurzerhand in einem noch schlechteren Zustand als vorher befinden. Wir müssen dafür sorgen, dass die Nahrung es unserem Körper ermöglicht, beständig Insulin zu produzieren.

Und so sollten wir es auch mit dem Erfolg und der Leistung halten.

Das wichtigste ist zu wissen was Sie wollen. Reflektieren Sie sich, Ihre Wünsche und Ziele regelmäßig  und passen Sie sie gegebenenfalls an.

Fokussieren Sie sich auf das, was Sie wollen und Ihnen wichtig ist. Lassen Sie sich nicht ablenken und schließen Sie Frieden damit, dass Sie nicht alles haben können.

Schaffen Sie tägliche Gewohnheiten für Ihre innere Ruhe. Mir selbst hilft ein Spaziergang an der frischen Luft. Die Natur wirkt Wunder.

Sie brauchen vor allem das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Ausgeglichenheit. Widmen Sie sich einmal im Monat der Betrachtung all Ihrer Lebensbereiche. Eine gute Hilfe dafür finden Sie auf meiner Homepage, unter „Circle of Life“.

All das hilft Ihnen, das richtige Maß der Verantwortung für die eine wie für die andere Seite zu finden.

 

Ihr

Bernd Kiesewetter