Klartext von Kiesewetter – Die Verantwortung der Woche
Liebes, oder besser: Armes Deutschland,
Deine neue Regierung versucht Aufbruchstimmung zu verbreiten. Von Fortschritt, Wohlstand und Klimaschutz ist die Rede. Doch ihr Optimismus in allen Ehren: Das passt gerade gar nicht. Wie auch – inmitten der vierten Welle?!
Da werden, zugegebenermaßen dringend notwendige, milliardenschwere Investitionen in die Bildung geplant, Diskussionen um den aufwändigen, grünen Umbau der Wirtschaft geführt und dabei das Tagesgeschehen ignoriert:
Die Schatten der Pandemie sind schon längt in der Wirtschaft angekommen. Und zwar flächendeckend. Nicht nur in der Industrie und den Großkalibern der Wirtschaft, sondern vor allem mit den vielen Soloselbstständigen, Künstlern, Gastronomen, Einzelhändlern und Kleinunternehmern. Und sogar beim Mittelstand: Von Galeria Kaufhof bis Maredo, von Pimkie bis Bonita sind schon viele raus und auch alle anderen haben schwer zu kämpfen mit den Folgen der Corona-Krise: Auch die kleinen und großen Schüler, die Arbeitnehmer im Homeoffice, die Ärzte und Pflegekräfte, Sicherheitsleute, Kassiererinnen und Kassierer – die Familien – die Menschen in unserem Land. Sie alle bangen förmlich ums Überleben – physisch, psychisch und materiell.
Unsere Regierung nimmt die Inflationsängste nicht ernst genug. Eine Rate von weit über 5 Prozent, soviel wie seit 40 Jahren nicht mehr: Sie sei nur vorübergehend so hoch, wegen der notwendigen Staatshilfen und der steigenden Energiekosten, heißt es.
Doch mit den Teuerungen von Strom und Gas rollt im Übrigen eine weitere Belastungswelle auf uns zu. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass eine stabile Energieversorgung für alle leistbar bleibt. Eigentlich.
Und doch ist bloß die Rede von einer Ausbremsung der Konjunkturerholung und einer Verschiebung des Aufschwungs. Echte Verantwortung aber wäre, es vielleicht eher mal beim echten Namen zu nennen: Wir stecken im Abwärtstrend! Die Wirtschaft schrumpft. Und zwar in nahezu allen Bereichen!
Die trickreiche, stets weiter steigende Staatsverschuldung und die massive Geldentwertung verheißen keine Besserung – und die nahenden Zinsen werden das Ganze noch verschlimmern. Das ist kein Grund zur Aufbruch-, sondern vielmehr ein Anlass zur Abbruchstimmung.
Kein Unternehmer überlebt, wenn er eine derartige Ignoranz an den Tag legt. Zeit für besseres Krisenmanagement also. Damit wir alle ein besseres Morgen haben. Nach Ende der Pandemie.
Ihr Bernd Kiesewetter