Alles eine Frage des Mindsets?

In den letzten Jahren ist mir diese irreführende Aussage mit Abstand am häufigsten untergekommen. Doch was ist dran an der Aussage? Ist es wirklich so und vor allem, ist es denn so einfach, wie es immer klingt? Lassen Sie uns das etwas genauer betrachten. Wir müssen uns mit diesen „Coachinglügen“ beschäftigen, weil sie zwar in der Regel gut gemeint sind, aber auch sehr viel Schaden anrichten können.

Das Mindset – was ist das überhaupt?

Mindset wird vielfältig übersetzt und ist wohl am besten als Denkweise zu bezeichnen. Unsere Denkweise wäre also allein ausschlaggebend dafür, welche Ergebnisse wir im Leben erzielen und welche Erfolge wir erreichen. Und hier wird auch schon klar, wie dumm und gleichzeitig gefährlich diese Betrachtung ist.

Das Mindset als alleiniger Verursacher

Es gibt uns die alleinige Verantwortung für jedes Resultat! Ganz als gäbe es keine anderen Einflüsse, die stärker als unsere Gedanken sein könnten. Eine ziemlich gewagte und gleichzeitig vermessene These. Der Mensch als Verursacher des Lebens…

Wessen Mindset siegt

Aber selbst wenn dem so wäre, gäbe es immernoch die Menschen untereinander, also diejenigen, die mit ihren Gedanken in Konkurrenz oder im Konflikt stehen würden. Wessen Mindset würde also siegen und was ist mit dem anderen?

Alles eine Frage des Mindsets, ist falsch!

Es ist aber nicht nur falsch, dass Sie mit Ihrem Denken für alles verantwortlich sind, sondern es hat auch Auswirkungen auf Ihr Gemüt. Denn wenn Sie wirklich für alles verantwortlich wären, würde Ihr Leben aus noch viel mehr Fehlern, Zweifeln, Ängsten und Schuld bestehen. Eine wenig hilfreiche Angelegenheit, um ein glückliches und erfolgreiches Leben zu führen.

Und da sind wir auch schon bei weiteren Einflüssen auf unsere Geschicke:

Die Emotionen sind stärker als Ihr Mindset

Unsere Gefühle können durch unsere Gedanken entstehen, tun es aber nicht immer. Sie müssen nicht denken, wenn Sie plötzlich ein kleines Kind, mit seinem Teddy in der Hand, inmitten einer viel befahrenen Straße sehen. Sie werden nochmals andere Gefühle entwickeln, wenn es Ihr eigenes Kind ist. Ihr Handeln werden Sie dabei keineswegs durchdenken, sondern einfach handeln – auf irgendeine Art und Weise.

Wenn Sie eine Gefahr erkennen, müssen Sie nicht erst denken. Sie werden schlichtweg nicht mehr denken. Das gilt für den auftauchenden Säbelzahntiger in der Vergangenheit, genauso wie für das brennende Haus, in dem Sie stehen, in der Gegenwart. Die Bandbreite reicht aber natürlich viel weiter und ist heute auf Ängste auszuweiten, die mit dem Verlust des Arbeitsplatzes, der wirtschaftlichen Unsicherheit, der Partnerschaft, der Gesundheit und vielem mehr deutlich komplexer geworden sind. Fest aber steht, dass beispielsweise Ihre Ängste mehr Entscheidungen treffen als Ihnen lieb ist, in jedem Fall aber nicht selten Ihr Mindset völlig außen vor lässt.

Gleiches gilt natürlich auch für andere Emotionen, denken wir nur an die Liebe, die bekanntermaßen bereits hormonell bedingt blind macht.

Damit sind wir auch schon bei einem weiteren Einflussfaktor neben dem Mindset:

Die Physiologie bestimmt Ihr Handeln, unabhängig vom Mindset

Glauben Sie im Ernst, dass Ihre Gedanken unabhängig von Ihren körperlichen Funktionen sind? Denken Sie nur einmal an einen Zustand, in dem Sie an einem dunklen und regnerischen Tag, völlig überfressen, auf der Couch liegend, kaum noch hoch kamen; im Vergleich zu einem herrlichen und ausgedehnten Herbstspaziergang oder Jogginglauf an einem sonnigen Tag, an dem Sie sich bewusst gesund und gut ernährt haben. Ihr Körper verfügt über so vielfältige Funktionen und Aufgaben, dass beispielsweise der Treibstoff eine wesentliche Rolle für Ihr Handeln spielt. Die Atmung, der Schlaf, die Bewegung und vieles andere beeinflussen das, was Ihr Gehirn leistet.

Zudem habe ich Ihnen den Vergleich so bunt ausgemalt, dass ein weiterer Einfluss deutlich wird:

Das Außen beeinflusst Ihr Wirken, auch ohne Ihr Mindset

Die Umgebung, das Umfeld, die Helligkeit, die Geräusche, Gerüche, die Jahreszeiten, der Blick und so weiter beeinflussen natürlich auch Ihre Handlungen.

Ihr Mindset ist wichtig

Selbstverständlich spielt unser Denken eine große Rolle, ist aber eben längst nicht alles. Zudem stellt sich die Frage, wie wir zu unserer Denkweise gelangen, wie wir sie ändern können und woher wir wissen sollen, was eine bessere Denkweise wäre.

Aber das scheuen wir uns gerne beim nächsten Mal etwas genauer an.

 

Wenn Sie eine persönliche Beratung, ein Coaching oder ein Mentoring wünschen, schreiben Sie mir einfach an anfrage@berndkiesewetter.com.

Einen schönen vierten Advent wünscht Ihnen,

Ihr

Bernd Kiesewetter